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Das Gespenst „Abbrecherquote bei Auszubildenden“ – Eine Medienzusammenfassung (Teil 1)

[lead]Eine Mediensammlung[/lead]

Die Sammlung der Meinungen zeigt, dass es nicht nur einen Grund geben kann und es sich nicht ausschließlich am Gehalt, an den Arbeitsbedingungen oder an der Motivation der Abbrecher festlegen lässt. In dieser Woche stand das Thema Ausbildung ausnahmsweise sehr präsent in den Medien vorne und erreichte sogar zwischenzeitlich ein Twitter Ranking unter den ersten 10 Plätzen.

Es ging um die sogenannte „hohe Abbruchquote der Azubis“, die mit viel Empörung aufgenommen wurde.

Hiermit stellen wir zunächst einmal zusammen, was zum Thema gesagt wurde. Ich werde dann in einem zweiten Teil (s. Aus Sicht der Azubi) meine Einschätzung zum Thema geben, die ich aus zahlreichen Gesprächen mit Auszubildenden als auch generell mit der jungen Generationen gewonnen habe.

Zusammengefasst betrachten die meisten Artikel nur einen Teilbereich des Themas und fokussieren sich auf einen Grund. Auch ist der Begriff Abbrecherquote nicht klar definiert, einige verbinden damit einen Abbruch ohne Alternative, was natürlich zu einem Aufschrei geführt hat. Andere definieren mit Abbruch eine Kündigung seitens des Azubis, der einen Wechsel in ein Studium oder einer anderen Ausbildung geplant hat.

Die hohe Abbrecherquote kann verschiedene Gründe haben. Der DGB verweist auf schlechte Bezahlung und verlangt einen Mindestlohn und Arbeitgeber verweisen auf einen Wechsel des Ausbildungsberufes. (05.04.2018, https://www.welt.de/wirtschaft/article175167582/Ausbildung-Lehrlinge-haben-heute-hoehere-Ansprueche-als-frueher.html)

Damit wurde eine Diskussion um das Gehalt von Auszubildenden als Hauptgrund für die Abbrecherquote genannt. 

Laut dem Arbeitsmarktexperten Stefan Sell seien die Berichte über eine Abbrecherquote von 25,8 % missverständlich. Denn es sei lediglich die Quote der Vertragsauflösungen, in denen die Wechsler eingeschlossen sind. Der Anteil der Azubis die tatsächlich „dann gar nichts mehr“ machen, liegt nur bei ca. 10 %. Das ist die Risikogruppe in Deutschland. Außerdem ist es ein Branchenproblem und in den verschiedenen Branchen höchst unterschiedlich. In der Sicherheitsbranche liegt die Vertragsauflösungsquote bei über 50 % und in der öffentlichen Verwaltung nur bei 4 %. Darüber hinaus geht es auch darum, dass viele junge Leute direkt zur Uni gehen und studieren statt eine Ausbildung zu ergreifen. So ist die Auswahl der Azubis auf dem Arbeitsmarkt längst nicht mehr so groß wie sie einmal war. Auch bilden viele Unternehmen gar nicht mehr aus. 

Laut Sell werde eine Anhebung der Ausbildungsvergütung die genannten Quoten jedoch nicht signifikant verändern. (05.04.2018, http://www.deutschlandfunk.de/experte-zu-azubi-statistik-viele-abbrecher-wechseln-in.1939.de.html?drn:news_id=868508, oder als Podcast: http://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2018/04/04/gruende_fuer_die_hohe_abbrecherquote_in_der_ausbildung_dlf_20180404_1706_9459a4f9.mp3

„Die Abbrecher-Quote in der Berufsausbildung ist so hoch wie lange nicht mehr. Unter den angehenden Köchen, Restaurantfachkräften oder Friseuren bricht sogar jeder Zweite ab.“

(04.04.2018, https://www.zdf.de/nachrichten/heute/jeder-vierte-azubi-bricht-ausbildung-ab-100.html)

Zusätzlich ist die Vertragsauflösung z.B. bei Koch/Köchinkein neues Phänomen. Schon 2012 lag die Vertragsauflösungsquote bei 48,4 %. (2012, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1733/umfrage/ausbildungsabbrueche-nach-berufen/)

Viele Abbrecher sind eine gute Nachricht, denn diese Nachricht steht als Zeichen dafür, dass sich die Auszubildenden nicht alles gefallen lassen und bessere Arbeitsbedingungen verlangen.  (05.04.2018, http://www.sueddeutsche.de/karriere/ausbildung-in-deutschland-die-vielen-abbrecher-sind-eine-gute-nachricht-1.3930868

„Junge Leute betrachten häufig die  #Probezeitals Zeit des Ausprobierens – dieser frühe Check der Berufswahl ist ja gerade ein Vorteil der beruflichen  #Ausbildunggegenüber dem  #Studium. (kh)“

(04.04.2018, https://twitter.com/DIHK_News/status/981494276336029697)

Berufsbildungsbericht 2018: Gründe weshalb jeder vierte Azubi die Ausbildung abbricht sind: Konflikte mit Vorgesetzten, mangelnde Ausbildungsqualität, schlechte Arbeitsbedingungen oder falsche Berufsvorstellungen. Auf Platz 1 steht das Geld. 

04.04.2018 http://www.bento.de/future/ausbildung-in-deutschland-jeder-vierte-lehrling-bricht-ab-2242535/

„Mehr als jeder vierte #Azubi in Deutschland schmeißt hin. Ob’s am Gehalt liegt?“

(04.04.2018 https://twitter.com/NJOYDE/status/981562189550178307)

Andere Ausbildungsberufe sowie die Unterteilung nach Ost und West zeigen auf, dass Azubigehälter sogar noch geringer ausfallen können:

(03.11. 2017, https://orange.handelsblatt.com/artikel/35813)

„Dort, wo die Vergütung besonders niedrig ist, sind die Abbrecherquoten extrem hoch“, sagte dazu Elke Hannack, Vizechefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB)“ (04.04.2018, https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/berufsausbildung-jeder-vierte-auszubildende-schmeisst-die-lehre/21138694.html

(04.04.2018, https://twitter.com/tagesschau/status/981447538212564992)

„Es sind noch vorläufige Zahlen, aber sie werden schon heiß diskutiert: Laut der Süddeutschen Zeitung haben 2016 mehr als 25 Prozent der Lehrlinge ihre #Ausbildungabgebrochen – so viele, wie zuletzt Anfang der 90er Jahre. Das gehe aus dem Entwurf zum #Bildungsbericht 2018 hervor.“ (Video, 04.04.2018, https://twitter.com/ZDFheute/status/981554708488667136)

„Viele Azubis fühlen sich ausgenutzt und schlecht behandelt. Die Abbrecherquote ist so hoch wie seit Jahren nicht. Doch eine Ursache ist auch das reichhaltige Angebot an Ausbildungsplätzen.“ berichtete RP Online. (04.04.2018, http://www.rp-online.de/wirtschaft/unternehmen/dgb-ausbildungsquote-jeder-vierte-bricht-lehre-ab-aid-1.7493762)

„Wie kann es sein, dass in Deutschland so viele Lehrlinge hinschmeißen wie seit 25 Jahren nicht mehr? Ehemalige und aktuelle Auszubildende erzählen von ihrem Alltag.“ Protokolle von Larissa Holzki (04.04.2018, http://www.sueddeutsche.de/karriere/berufsausbildung-man-wird-als-billige-ausbildungskraft-ganz-schoen-ausgenutzt-1.3931013)

„Elke Büdenbender, die „First Lady“ Deutschlands, verbreitet im @handelsblattInterview Aufbruchstimmung. Sie macht sich für die berufliche Bildung stark. Deutschland braucht Meister statt Master.“ (28.03.2018, https://twitter.com/ThomasSigmundHB/status/979209779255144448@ZDH_news@wirtschaftsrat#Ausbildung)

Die Sammlung der Meinungen zeigt, dass es nicht nur einen Grund geben kann und es sich nicht ausschließlich am Gehalt, an den Arbeitsbedingungen oder an der Motivation der Abbrecher festlegen lässt. 

Lesen Sie hier weiter zu meiner Einschätzung aus Sicht der Auszubildenden.

 
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