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Videobewerbung – In oder Out?

Mit dem Voranschreiten der Corona-Pandemie und den Kontaktbeschränkungen wurde es im letzten Jahr immer schwieriger Bewerbungsgespräche durchzuführen. Bewerbungsgespräche per Video durchzuführen, war und ist teilweise noch die einzige Lösung. Wie sieht es denn grundsätzlich aus: Ist Videobewerbung eine praktikable Lösung für die Zukunft oder schon wieder out?

Was ist eigentlich eine Videobewerbung?
Mit Videobewerbung sind meist zwei, sehr unterschiedliche Bewerbungsformen gemeint. Zum einen ist damit die Bewerbung in Form eines Videos gemeint, also eine Aufnahme des*der Bewerber*in selbst. Da man sich aufgrund der Corona-Maßnahmen zu einem Vorstellungsgespräch nicht persönlich treffen konnte, war naheliegend, für den ersten Eindruck ein Video einzureichen. Als Bewerber*in für beispielsweise Mediengestaltung, kann mit der Videobewerbung direkt ein eigenes Produkt oder Werkstück gezeigt werden. Für den Auswahlprozess können so bereits Qualitäten und Fähigkeiten des*der Bewerber*in eingeschätzt werden. In anderen Fällen hat der Wunsch nach einem Bewerbungsvideo eher eine abschreckende Wirkung auf den*die Bewerber*in.

Gerade bei den jungen Menschen wird heute erwartet, dass sie durch Social Media mit Videoaufnahmen vertraut sind. Jedoch wird die Hürde, eine Videobewerbung einzureichen, nur von wenigen genommen.
Meist lässt sich das auf den Kontext zurückführen. Es ist nämlich ein Unterschied, ob ich privat ein Foto oder Video für meine Freund*innen aufnehme oder im professionellen Kontext für eine fremde Person oder ein Unternehmen. Außerdem bedeutet der Konsum von Instagram und Co. nicht, dass alle Nutzer auch selbst Videos drehen.
Dazu kommt, dass beim genauen Hinschauen der Accounts dieser Generation viele Profile „überfiltert“ sind. Das heißt, dass über die Aufnahmen (mehrere) Filter gelegt sind. Damit versuchen sie nach außen Selbstbewusstsein zu verkörpern, obwohl das oft ein Indiz für ein mangelndes Selbstwertgefühl ist. Wenn es dann mal drauf ankommt, beispielsweise ad hoc eine Frage beantwortet werden muss, entstehen Schwierigkeiten, weil man sich nicht mal eben hinter „fünf Filtern“ verstecken kann.

Wer sieht denn gerne ein Bild oder Video von sich selbst?
Menschen, wie Trainer, Berater und Coaches haben selten ein Problem damit vor einer großen Gruppe zu sprechen oder vor der Kamera zu stehen. Möglicherweise haben solche Personen eine leichte narzisstische Tendenz. Die junge Generation und viele andere Personengruppen hingegen haben damit eher Schwierigkeiten.

Um die Videobewerbung durchzuführen, muss sich der*die Bewerber*in erst einmal überwinden und vor allem Zeit dafür nehmen. Die meisten Bewerber*innen befinden sich aber noch gar nicht in dem Stadium, dass sie zu 100% wissen, ob sie den Ausbildungsplatz wollen. Oft sind sie noch mitten in der Berufsorientierung und nicht motiviert genug ein solches Bewerbungsvideo aufzunehmen.
Entspannter wäre für die Bewerber*innen die Bewerbung mithilfe einer Software, die Fragen stellt und die Antwort dann aufzeichnet. Die Hürde ist dadurch zwar nicht direkt genommen, aber eventuell leichter zu überwinden.

Im Bereich Ausbildung ist die Bewerbung per Video meiner Meinung nach nicht sehr gut geeignet. Für Berufe, in denen Selbstbewusstsein und Außendarstellung eine primäre Rolle spielt, kann die Methode hingegen eine gute Alternative sein.

Das Videointerview als Alternative zum klassischen Vorstellungsgespräch?
Eine andere Möglichkeit der Videobewerbung sind Live-Interviews per Video. Vorstellungsgespräche müssen heute nicht mehr zwangsläufig in Präsenz stattfinden, sie können auch per Videocall als Videointerview durchgeführt werden. Trotz der Möglichkeit sich online kennenzulernen, präferieren letztlich doch die meisten Schüler*innen und Auszubildenden in einer Befragung der Studie „Azubi-Recruiting Trends 2020“ das persönliche Kennenlernen. Warum? Oft besteht die Angst, dass das Online-Gespräch ungewollt aufgezeichnet werden könnte. Außerdem gibt es immer das Risiko, dass der*die Bewerber*in keine geeignete Heimausstattung für ein Videointerview hat. An dieser Stelle laufen viele dem Trugschluss auf, dass heute jeder gut funktionierende Geräte und eine stabile Internetverbindung besitzt. Es kann sogar passieren, dass Bewerber*innen das Interview mit ihrem Smartphone durchführen, weil sie keine anderen tauglichen Geräte haben.
Darüber hinaus hat die Studie „Azubi-Recruiting Trends 2020“ herausgefunden, dass Videointerviews bei der jungen Generation immerhin noch beliebter sind als Telefongespräche. Zurückzuführen ist das auf die gewohnte Nutzung der jungen Leute von Videoplattformen im Vergleich zur ungewohnten Nutzung des Telefons.
Hierzu lohnt es sich die Azubi-Recruiting Trends 2020 anzuschauen.

In welcher Form das Vorstellungsgespräch am Ende stattfindet, ist abhängig von Situation und Berufsfeld. Wenn der*die Bewerber*in in der gleichen Stadt wohnt, dann wird sicherlich das persönliche Aufeinandertreffen bevorzugt. Wenn jedoch eine größere Anfahrt für ein Gespräch notwendig ist, dann ist für ein erstes Gespräch sicherlich ein Vorstellungsgespräch per Video vorzuziehen.

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