Der gesamte Prozess der Bewerbung vom ersten Kontakt bis zum Ausbildungsstart sollte für den Schüler klar, einfach und ohne Hürden gestaltet sein. Dennoch scheitert es in der Praxis häufig an einer Fehlerseite und komplexen Online-Formularen.
Vielleicht haben Sie auf Messen, über Ihre Webseite oder durch Empfehlungen vielversprechende Kontakte zu potenziellen Azubis herstellen können.
Im Bewerbungsprozess geht es darum, wie Sie die Azubis von morgen in Ihr Unternehmen bekommen.
Der Bewerbungsprozess
Wichtig ist, dass überhaupt ein solcher Prozess vorhanden ist. Hier bedarf es keiner komplexen Methode. Eine einfache Visualisierung, in Form einer Notiz oder Skizze, ist ausreichend. Es bietet sich an, „das Pferd von hinten aufzuzäumen“. Diesen Prozess stimmen Sie speziell auf die Zielgruppe bzw. Zielgruppenb ab. Beantworten Sie sich die Frage, inwiefern sich der Bewerbungsprozess eines Auszubildenden, von dem eines anderen Bewerbers (z.B. dualer Student, Berufserfahrener) unterscheidet und ob ein Unterschied erforderlich ist.
Viele Firmen nutzen Bewerbungstools im Bewerberportal der Unternehmens-Seite, die unter Umständen sehr gut geeignet sind, da umfangreiche Informationen abgefragt werden. Es ist fraglich, ob diese Informationen auch von zukünftigen Auszubildenden gesammelt werden müssen. Bei vielen Punkten können Bewerber für Lehrstellen zu vielen Punkten keine Angaben machen. Werden diese Informationen dennoch abgefragt, stellen Sie eine Hürde dar. Führen Sie sich vor Augen, dass Sie für potenzielle Auszubildende ein attraktiver Arbeitgeber sein wollen und es der Zielgruppe nicht unnötig schwer machen möchten, wenn es für das gesuchte Berufsfeld einen Bewerbermangel gibt.
Machen Sie es den Bewerbern so einfach wie möglich
Sollte es dennoch Hürden geben, so sollten diese aus gutem Grund vorhanden sein. Ist es bei der Einstellung eines Auszubildenden als Lagerlogistiker wirklich wichtig den Lebenslauf und das Anschreiben als PDF-Datei zu erhalten? Oder wird damit eine Fähigkeit vorausgesetzt, die in der Ausbildung irrelevant ist und ggf. dazu führt, dass ein potenzieller Azubi von einer Bewerbung absieht. Ist ein Anschreiben überhaupt erforderlich oder genügt der Lebenslauf, um einen Eindruck vom Bewerber zu bekommen und gleich einen Gesprächstermin zu vereinbaren?
Da Sie für den Bewerber vielleicht das erste Unternehmen sind, bei dem er/ sich sich bewirbt, sollten Sie die Unerfahrenheit berücksichtigen. Das gilt nicht nur für das Anfertigen erforderlicher Unterlagen. Ebenfalls sollten Sie es der Zielgruppe auf Ihrer Karriere-Seite so einfach wie möglich machen. Wird hier schnell gefunden, was gesucht wird? Testen Sie es! Versetzten Sie sich in die Lage eines Bewerbers oder holen Sie sich Feedback von einer Person gleichen Alters, aus Ihrem persönlichen Umfeld. Verwenden Sie außerdem Begriffe, die Schüler ebenfalls verwenden und benutzen Sie eine einfache und klare Sprache.
Für Online-Bewerber sollte direkt ersichtlich sein, welche Unterlagen in welcher Form benötigt werden. Hier ist eine Checkliste hilfreich. Ebenfalls ist es von Vorteil, wenn der Bewerber darüber informiert wird, was auf ihn zukommt und wie es weitergeht. Immer wieder kommt uns zu Ohren, dass Auszubildende keine Antwort auf ihre Bewerbung erhalten oder erst viele Wochen später. Setzen Sie die Bewerber über den Bewerbungsstand in Kenntnis und teilen Sie mit, wann mit einer Rückmeldung zu rechnen ist.
Der Bewerbungsprozess als Berufsorientierung
Schlussendlich ist es ratsam den Bewerbungsprozess als Berufsorientierungsphase zu betrachten. Denkbar ist, dass der Bewerber inspiriert wurde und sich daraufhin beworben hat. Vielleicht hat der Bewerber zwar Interesse am Beruf, jedoch noch keine konkrete Vorstellung. Leisten Sie hier Überzeugungsarbeit. Nehmen Sie die Bewerber an die Hand. Digitale Tools eignen sich, um Neigungen und Interessen zu ermitteln. Sie als Unternehmen können zudem Berufsprofile vorstellen: Wie sieht der Arbeitsalltag eines Sozialversicherungsfachangestellten aus? Stellen Sie ein Video zur Verfügung, wie man eine Rechnung erstellt. Spielerische Tests, aus denen hervorgeht, was bei Ihnen im Unternehmen gemacht wird, sind eine weitere Möglichkeit.
Schauen Sie sich dazu auch das 14 einhalb -minütige Video an:
Für alle Podcast-Liebhaber ist das Audio auch unter den gängigen Podcasts unter “Ausbilder 4.0” zu finden oder direkt hier: