Die neue SHELL Jugendstudie 2019 ist kürzlich erschienen. Interessant sind die Ergebnisse für alle Ausbildungsverantwortlichen, die sich Gedanken über Ausrichtung ihrer Ausbildung, Azubi-Marketing und geeignete Ausbildungsmethoden machen.
„Die 18. Shell Jugendstudie untersucht, wie die Generation der 12- bis 25-Jährigen heute in Deutschland aufwächst: Welche Rolle spielen Familie und Freunde, Schule und Beruf, Digitalisierung und Freizeit. Und ebenfalls: Wie stehen junge Menschen zu Politik, Gesellschaft und Religion?“ (Shell Jugendstudie, https://www.shell.de/ueber-uns/shell-jugendstudie.html)
In Folgendem gehen wir auf ein paar Themen ein, die besonders relevant für die Berufsausbildung sind:
Populismusorientierung
Prinzipiell besteht eine Weltoffenheit von Jugendlichen. Ein Fünftel der befragten Jugendlichen sind jedoch nicht nur politisch interessiert, sondern populistisch denkend. Ein weiteres Fünftel hat Tendenzen zur populistischen Denkweise. Das hat Auswirkungen auf die Offenheit gegenüber Flüchtlingen, Migranten und Andersdenkenden bzw. Handelnden. In der Ausbildung ist dies in größeren Gruppen von Azubis durch Konflikte spürbar. Immer unterschiedlichere Denkweisen treffen aufeinander. Kleinere und größere Konfliktherde zwischen den Azubis sowie auch zwischen Ausbilder und Azubi kommen vor und sind auszutragen. Hier machen sich insbesondere unterschiedliche Wertesysteme bemerkbar.
Konkret bedeutet das für Ausbildungsverantwortliche noch mehr in die Rolle des Sozialpädagogen zu schlüpfen, zu vermitteln und Kommunikationsfähigkeiten zu entwickeln.
Politisch interessiert
Positiv zu vermerken ist, dass sich Jugendliche wieder mehr für Politik interessieren. Das hat die letzte Shell Jugendstudie 2015 auch bereits herausgestellt. Gleichzeitig bedeutet dies, dass sie sich auch ihrer Rechte bewusst sind und dafür einstehen. Prozesse, Aufgaben und Regeln werden hinterfragt und diskutiert. Man steht für seine Rechte ein und engagiert sich aktiv beispielsweise in der JAV.
Bei mitbestimmungspflichtigen Themen wird es häufiger passieren, dass auch die Jugend ihr Wort ergreift.
Gutes Verhältnis zu den Eltern
Die Beziehung zwischen Eltern und Kind ist gut und geprägt von gegenseitigem Vertrauen bis hinzu Freundschaft. Bei vielen Themen wie z.B. Berufswahl, Differenzen in der Ausbildung werden die Eltern miteinbezogen und zu Rate gezogen.
Ausbildungsverantwortliche tun sich einen Gefallen, wenn sie die Eltern vor und während der Ausbildung mit einbeziehen. Im Recruiting-Prozess müssen sie mit angesprochen werden, während der Ausbildung müssen gegebenenfalls Grenzen aufgezeigt werden.
Freunde, Familie und Umwelt sind wichtiger als Lebensstandard
Als Jugendlicher ist es mir Leistung und ein guter Arbeitsplatz nicht unwichtig. Noch wichtiger sind Freunde, Familie und Umweltbewusstsein. Freizeit und diese Werte müssen mit einem Job beziehungsweise Ausbildungsplatz einhergehen.
Dort wo diese Aspekte besser bedient werden, werden sie hingehen. Das bedeutet: Sollte es einen Arbeitgeber geben, der ihnen bessere Arbeitszeiten bietet und ein höheres Umweltbewusstsein hat, werden sie diesen bevorzugen.
Sicherer Arbeitsplatz
Sicherheit, Sicherheit, Sicherheit – das ist einer krisengebeutelten Gesellschaft und in diesem Falle Jugend wichtig. Ein sicherer Arbeitsplatz ist das eine. Vielmehr geht es auch um Übernahmechancen, die Auswahl eines sicheren, zukunftsträchtigen Jobs und Karrierewege, die nach der Ausbildung möglich sind.
Ausbildungsbetriebe wie z. B. Behörden und öffentliche Verwaltung, die ein sicherer Arbeitgeber sind, sollten insbesondere mit diesem Aspekt werben.
Tendenz zu höherem Bildungsabschluss
Viele Jugendliche streben einen höheren Bildungsabschluss an und dies entspricht auch dem Trend zum Studium – Stichwort Akademisierung. Ausbildung wird leider in vielen Köpfen nur als Grundlage für ein Studium und den weiteren Bildungsweg gesehen. Das Duale Studium hat daher einen zunehmend guten Ruf bei den Jugendlichen.
Insbesondere Personen, die Abitur haben und/ oder gut durch die Ausbildung kommen, müssen individuelle Förderungsmöglichkeiten angeboten werden. Das können Auslandsaufenthalte, zusätzliche Weiterbildungen, Fortbildungen wie z.B. Betriebswirt sein, die bereits während der Ausbildung begonnen werden. Noch viel mehr müssen sich Betriebe überlegen, welche Stellen sie im Nachgang zur Verfügung haben, die für High Performer interessant sind und sie halten.
Bedeutung digitale Dienste
Das Smartphone ist der ständige Begleiter der jungen Generation und ist aus dessen Leben nicht mehr wegzudenken. Daher steht nicht mehr die Frage im Raum, ob sondern wie diese Geräte den Ausbildungsalltag begleiten sollen.
Durch mobiles Lernen mit Lernapps, digitalen Modulen und Online-Prüfungsvorbereitung gelingt es der Ausbildung in die Lebenswelt der Jugend einzudringen.
Umwelt & Nachhaltigkeit
Das Bewusstsein für Umwelt und Nachhaltigkeit ist der Jugend wichtiger als FridaysforFuture-Bewegungen zunächst vermuten lassen und zieht sich durch die ganze Generation.
Als Ausbildungsbetrieb sollte ich hierbei insbesondere im Employer Branding und dann im Recruiting-Prozess positive Attribute wie Sicherheit, Umwelt, Nachhaltigkeit, soziales Engagement in den Vordergrund stellen. Ein Industrieunternehmen, das insbesondere bei dem Thema Umwelt gegebenenfalls nicht besonders glänzen kann, wird stärker in den Fokus rücken und auch von jungen Mitarbeitern kritisiert werden. Für die Rekrutierung von Schülern ist es dann wichtig, das Thema Sicherheit als Teil von Nachhaltigkeit nach vorne zu stellen. Tragen Sie Ihr Positives nach außen!
Schauen Sie sich hier das knapp 14minütige Video an:
Für alle Podcast-Liebhaber ist das Audio auch unter den gängigen Podcasts unter “Ausbilder 4.0” zu finden oder direkt hier: