Wie gehen Ausbildungsbetriebe das Thema Digitalisierung an und auf welche Herausforderungen stoßen sie?
Ihre Erfahrungen und Tipps dazu teilt Eva Wolff vom Netzwerk Q 4.0 in einem Podcast-Interview mit Claudia Schmitz.
Eva Wolff, Sozial- und Organisationspädagogin, arbeitet seit fünf Jahren bei unterschiedlichen Bildungsträgern mit Schwerpunkt auf dem Übergang zwischen Schule und Beruf. Derzeit betreut sie das Netzwerk Q 4.0 vom Bildungswerk der hessischen Wirtschaft in Fulda. Das Netzwerk Q 4.0 ist ein bundesweites Projekt und beschäftigt sich vor allem mit der Qualifizierung von Ausbildungspersonal im Hinblick auf die Digitalisierung in der Ausbildung.
Wie fängt man Digitalisierung eigentlich an?
Die Digitalisierung wird durch Corona stark beschleunigt und es werden viele neue Möglichkeiten, vor allem im Bezug auf Kommunikation, eröffnet. Während manche sich gegen diese Entwicklungen sträuben, nehmen andere die Veränderung offen an und zeigen Interesse. Niemand verlangt, dass ein Ausbildungsbetrieb von jetzt auf gleich komplett digital aufgestellt wird, deswegen ist es ratsam sich in kleinen Schritten an das Thema Digitalisierung heranzuwagen. Zu Beginn würde es schon reichen, wenn sich Ausbildungsverantwortliche erst einmal mit einem einzelnen Tool befassen und damit Schritt für Schritt an Sicherheit gewinnen.
Wie steht es um das Thema Digitalisierung in der Berufsausbildung?
Offenheit und Interesse seitens der Ausbildungsbetriebe ist vielerorts gegeben, denn die Digitalisierung gibt die Möglichkeit auch in Krisen handlungsfähig zu sein. Eine viel größere Schwierigkeit besteht darin, sich für die Digitalisierung auszustatten und entsprechende Geräte und Tools adäquat zu nutzen. Um Ausbildung digital gestalten zu können, muss man auch erstmal Geld in die Hand nehmen und in Hard- und Software investieren, denn einen Azubi nur mit seinem Handy ins Home-Office zu schicken reicht einfach nicht. Softwarelizenzen und Laptops müssen angeschafft werden.
Wer nicht weiß, wie er das am besten anstellen soll, braucht vielleicht Unterstützung von Außen.
An welcher Stelle haben sich Ausbildungsbetriebe digital entwickelt?
Eva Wolff berichtet, dass sie mit dem Netzwerk Q 4.0 Ausbildungsbetrieben digitale Tools und Apps an die Hand geben. Die Impulse geht das Ausbildungspersonal dann meist in kleinen Schritten an und wird schließlich selbst kreativ. So werden letztlich zum Beispiel Lernvideos gedreht, die dann online zur Verfügung gestellt werden können. Sind in den Videos Inhalte dargestellt, die auch für folgende Jahrgänge relevant sind, werden Lernvideos sogar zu einer nachhaltigen Lernmethode, da sie immer wieder verwendet werden können.
In den Dreh solcher Videos kann man auch prima Azubis integrieren oder gar den Dreh als Projekt komplett an Azubis abgeben, sodass diese noch zusätzliche Lerneffekte haben und ihre digitalen Kompetenzen erweitern können.
Wie kann digitales Lernen gestaltet werden?
Es würde sich eignen, die Ausbildung in kleine digitale Lerneinheiten runter zu brechen. Die Aufmerksamkeitsspanne ist ohnehin nicht besonders groß, sodass sich das Verwenden von Learning-Snacks zum Auflockern lohnt. Darüber hinaus können viele Prozesse in Videos sehr gut abgebildet werden und sind zusätzlich jederzeit abrufbar und wieder verwendbar. Sind die Lerninhalte erst einmal vorbereitet und digital eingepflegt, kann sich der Ausbilder bequem um andere Aufgaben kümmern und seine Zeit sinnvoll einteilen.
Tipps von Eva Wolff zur Digitalisierung in der Ausbildung
1. Das Ausbildungspersonal braucht Raum und Zeit, um sich mit digitalen Prozessen, Tools und Neuerungen befassen zu können.
2. Wie gehen andere Branchen die Digitalisierung an und was davon kann vielleicht in den eigenen Betrieb übertragen werden?
3. Sich selbst wertfrei fragen: Habe ich alles oder brauche ich Unterstützung? (Hilfe muss nicht immer teuer sein!)
Bist du anderer Meinung oder möchtest dich zum Thema austauschen? Dann komm zu unserem Clubhouse Talk am 24.03.2021, 13 Uhr direkt auf Clubhouse.
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