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Was macht einen guten Ausbilder aus?

In offenen und ehrlichen Gesprächen mit Azubis, die uns als Externe häufig eher berichten, wo der Schuh drückt, als auch durch verschiedene Einblicke, die wir in Unternehmen bekommen, können wir starke Unterschiede zwischen Ausbildern* erkennen.

Die Frage „Was macht einen guten Ausbilder aus?“ ist auf den ersten Blick nicht einfach zu beantworten. Folgende Merkmale sind eine subjektive Einschätzung und beruhen nicht auf wissenschaftlicher Basis. Auch sind sie gegebenenfalls nicht vollständig und können gerne ergänzt werden.

Früher wurden Ausbilder nach ihren guten Fachkenntnissen ausgewählt, die sie an den Nachwuchs weitergeben sollten. Manchmal kam auch der Aspekt des freundlichen Umgangs mit der jungen Zielgruppe dazu, manchmal war es einfach die Person, die nicht schnell genug „nein“ gesagt hatte. 😉

Jedoch auch wie bei einem Lehrer, der Mathe gut kann, heißt es noch lange nicht, dass er dies gut vermitteln kann.

Folgende Merkmale eines guten Ausbilders halten wir für sinnvoll:

Zugang zur Zielgruppe

Essentiell für den Umgang mit jungen Auszubildenden der Generation Y und Generation Z ist einen guten Zugang zur Zielgruppe zu haben. Je unterschiedlicher das Wertesystem des Azubis zum Eigenen ist das manchmal herausfordernd und das Gegenüber zu verstehen, fällt nicht immer leicht. Um die junge Generation gut ausbilden zu können, muss man sie auch erreichen können. Das geht vor allem im ersten Schritt mit Verständnis für die Bedürfnisse.

Hilfreich ist sich mit der Lebenswelt des Auszubildenden zu beschäftigen und sich beispielsweise Apps herunterzuladen, die sie nutzen. Aber Vorsicht, bleiben Sie authentisch. Sie sind nicht ihre Zielgruppe und vermeintlich sich „hip“ stellende Ausbilder werden eher belächelt. Sie sind immer noch der Ausbilder und nicht der beste Freund.

Weiterentwicklung der Fachkenntnisse

Fachkenntnisse auf Seiten des Ausbilders sind natürlich nicht unwichtig, werden aber nach meiner Einschätzung immer weniger wichtig. Das liegt vorallem daran, dass dieses Wissen mittlerweile einfacher zugänglich ist. Wissensbasierte Fragestellungen können mittlerweile einfach per Google Suche beantwortet werden. Nicht selten kennt der Azubi mal einen Excel Kniff, den er seinem Ausbilder zeigen kann.

Für die Herstellung von Zusammenhängen ist der Ausbilder jedoch hilfreich, ebenso wie das individuelle Erklären und Wiederholen.

Die eigenen fachliche Weiterbildung ist meiner Meinung nach Grundvoraussetzung, ebenso auch den ständigen Abgleich zum Fachbereich: Wie arbeitet der Fachbereich heute? Was muss in der Ausbildung vermittelt werden? Mit welchen Geräten, Maschinen, Software, Hardware und Abläufen wird dort gearbeitet? Bereite ich Auszubildende darauf vor?

Optimierungsbegeisterung und Weiterbildungswillen

Abgeleitet von den Anforderungen des Fachbereichs wird eine ständige Optimierung der eigenen Abläufe, Prozesse und auch Ausbildungsmethoden vorausgesetzt. Beispielsweise bedeutet dies: Sind die Einsatzorte und Fachabteilungen in der Ausbildungsplanung sinnvoll? Sind unsere Lehrmaterialien auf dem neusten Stand? Wo benötigen Auszubildende zusätzlich Unterstützung?

Manchmal bedeutet das auch Liebgewonnenes abzugeben und nach neuen Lösungen zu suchen. Dabei steht die eigene persönliche und fachliche Weiterbildung im Vordergrund. Dies kann klassisch durch Fachlehrgänge, Kommunikationstrainings aber auch durch die Schulung aus Fachbereichen geschehen.

Umgang mit „schwierigen“ Situationen

Zunehmend häufen sich „besondere“ Fälle unter den Auszubildenden. Konflikte, Mobbing, Süchte und psychische Erkrankungen nehmen aktuell in der Ausbildung zu. Das bedeutet für Sie als Ausbilder, dass Sie häufiger weniger der fachliche Vermittler in der Ausbildung sind, sondern sozialpädagogische Tätigkeiten übernehmen und diese Fälle managen können müssen.

Konflikte zwischen den Auszubildenden und Ihnen, Mitarbeitern aus dem Fachbereich und Auszubildenden sowie unter Auszubildenden müssen Sie ggf. schlichten und auch die Hintergründe aufdecken.

Das bedeutet, klare Grenzen zu setzen und gleichzeitig individuelle Lösungen zu finden ohne „Extrawürste“ zu schaffen.

Nicht immer sind Sie in diesen Themen gut geschult oder ein Naturtalent.

Holen Sie sich bei diesen Fällen, die Ihre Kompetenz übersteigen (Süchte, psychische Erkrankungen) Hilfe von außen durch den Betriebsarzt, Caritas, Ausbildungsbetreuer der Kammer, die Sie bei diesen Fragestellungen unterstützen und Möglichkeiten aufzeigen.

Auch möchte ich Ihnen Mut machen, sich bei für Sie schwierigen Konfliktsituationen von einem Coach betreuen zu lassen. Fachliche Kompetenz und der Titel des Ausbilders bedeutet nicht, dass Sie alles können müssen.

Multiplikator

Mit Multiplikator ist Vernetzer, Repräsentant und Verkäufer der Ausbildung gemeint. Der Ausbilder verkörpert das Gesicht der Ausbildung nach innen ins Unternehmen und nach außen gegenüber Externen.

Intern hat er die Aufgabe ein positives Image des Ausbildungsbereichs in Richtung Fachabteilungen und Geschäftsführung abzugeben. Bei einem guten Image kommt das Feedback meist in unkomplizierten Möglichkeiten und auch Ressourcen zurück. Beispielsweise öffnet sich eine Fachabteilung schneller noch einen Auszubildenden anzunehmen, um Ihnen persönlich einen Gefallen zu tun oder weil man generell von Ihrer Arbeit begeistert ist. Bei Azubi-Projekten sind Genehmigungen und auch Material leichter zu beschaffen, wenn das Image der Ausbildung – verkörpert durch Sie – gut ist.

Unterstützen kann die Eigenschaft als Multiplikator nach innen noch, wie gut Sie an Ressourcen für Ihre Ausbildung bekommen. Mit einer Verkaufsstrategie in Richtung Vorgesetzten und Geschäftsführung bekommen Sie leichter die benötigten Materialien, Software, personelle Unterstützung, Projektmöglichkeiten, Auslandseinsätze etc. Mithilfe von Argumenten und Zahlen gelingt es Ausbildern auch für sich mehr herauszuholen. Dazu gehören auch eigene Weiterbildungen.

Extern werden durch Ihre Person Werte der Ausbildung verkörpert. Für das Azubi-Marketing ist dies wichtig, wie Sie von Zielgruppen wie Schüler, Eltern, Schulen etc. wahrgenommen werden. Entscheidungen für einen Ausbildungsplatz werden mitunter auch über den Nasen-Faktor getroffen, den Sie persönlich auf Berufsmessen oder durch das Foto auf der Webseite entstehen lassen.

Als Repräsentationsfigur regional schaffen es viele Ausbilder alleine durch Ihren Ruf Bewerber für Ausbildungsstellen zu bekommen und werden auch für die Präsentation von besonderen Projekten auf Ausbildertreffs eingeladen.

Zusammengefasst macht einen guten Ausbilder aus, dass er schlicht und einfach für die Ausbildung brennt.

Schauen Sie sich dazu auch das 18minütige Video an:

Für alle Podcast-Liebhaber ist das Audio auch unter den gängigen Podcasts unter “Ausbilder 4.0” zu finden oder direkt hier:

Sie möchten Ihre Kompetenzen als Ausbilder verbessern? Dann sind unsere eintägigen Ausbilder-Workshops „Generation Z verstehen und führen“ sowie „Ausbildungstools 4.0“ genau das Richtige für Sie.

Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf unter 0221/630616350 oder kontakt@intercommotion.de

* weibliche Form ist im fortlaufenden Text sowie auf der gesamten Webseite immer mit gemeint

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